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Exklusiv: Kawasaki plant Extrem-Superbike wie Ducati

Von Ivo Schützbach
Die ersten elf Rennen 2019 hat Kawasaki in der Superbike-WM chancenlos gegen Alvaro Bautista auf seiner Ducati V4R verloren. Rennchef Ichiro Yoda muss die Weichen für 2020 stellen.

Seit 2012 ist Kawasaki der erfolgreichste Hersteller der Superbike-WM. 2013 gewannen sie mit Tom Sykes die Fahrerwertung, die letzten vier Jahre mit dem Nordiren Jonathan Rea.

Kawasaki investiert mehr als jeder andere Hersteller in die Technik der ZX-10RR, beinahe jährlich werden neue Modelle homologiert, um trotz der ständigen Regeländerungen die technische Vorreiterrolle zu behalten.

Doch für 2019 hat Ducati Kawasaki überrumpelt. Mit der Panigale V4R wurde ein Bike homologiert, deren Motor deutlich über 16.000/min dreht und das über viele Gene einer modernen MotoGP-Maschine verfügt. Zudem ist die Serienversion der Ducati das einzige Bike im Feld, das nahe 40.000 Euro kostet, dem definierten Maximalpreis.

In den Händen des langjährigen MotoGP-Piloten Alvaro Bautista ein bislang unschlagbares Paket: Der Spanier gewann die ersten elf Rennen des Jahres, Kawasaki-Star Jonathan Rea wurde zehnmal in Folge Zweiter und im zweiten Lauf in Assen hinter Bautista und Michael van der Mark (Yamaha) Dritter.

Längst hat Kawasaki begriffen, dass es für 2020 nicht damit getan sein wird, eine erneute Evolution der ZX-10RR zu bringen, um Ducati zu schlagen. Es braucht ein revolutionäres neues Bike!

«In dieser Saison Ducati einzuholen, ist schwierig», meint Kawasaki-Rennchef Ichiro Yoda. «Deren Motor kommt aus der MotoGP-WM, ihr ganzes Paket ist aus MotoGP. Das ist ein MotoGP-Bike mit Pirelli-Reifen. Selbst wenn es uns erlaubt wäre Konzessionsteile einzusetzen, wären wir limitiert. Mit den homologierten Konzessionsteilen können wir die Leistung der Ducati nicht erreichen. Wir würden auch nicht an deren Drehzahl herankommen.»

Ihr müsst für nächstes Jahr ein neues Motorrad bauen? Yoda: «Exakt, das ist die Lösung. Wir müssen konkurrenzfähiger werden und über ein MotoGP-ähnliches Bike nachdenken. Ein extremes Bike, das wir in limitierter Anzahl in Serie produzieren. Für Kawasaki ist es einfach, 500 solche Motorräder zu bauen. Aber ich habe Zweifel an dieser Richtung. Ist dieser Weg richtig oder nicht? Für 2015 wurden die Kosten gesenkt, dadurch wurde die Performance weniger. Von 2014 auf 2015 verloren die Vierzylinder 20 PS – die Leistung von Ducati blieb damals mit dem Twin gleich.»

Der Japaner weiter: «Jetzt hat Ducati eine Vierzylinder-Maschine gebaut, deren Philosophie scheint anders zu sein als jene der Mitbewerber. Promoter Dorna muss seine Philosophie überdenken. Sie müssen sich überlegen, in welche Richtung sie mit ihrer Meisterschaft wollen. Einmal sagen sie, dass sie mehr Motorräder in der Startaufstellung wollen. Dann senken sie die Kosten, um die Privatteams zu entlasten. Und jetzt hat sich mit der Ankunft dieser Ducati wieder alles geändert. Sollen wir der von Ducati eingeschlagenen Richtung folgen, oder sollen wir an der ursprünglichen Idee festhalten? In der Geschichte der Superbike-WM basierten die Motorräder immer auf Serienmaschinen, die zu einem angemessenen Preis erhältlich waren.»

Was die anderen Hersteller nur hinter vorgehaltener Hand sagen: Sie halten die Ducati V4R für subventioniert, «ein technisch so hochwertiges Bike kann man für 40.000 nicht einmal bauen, geschweige denn verkaufen», ist zu hören.

Falls ihr euch für ein neues, extremes Superbike entscheidet: Bis wann müsst ihr das tun? «Jetzt!», unterstrich Yoda gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir haben aus MotoGP viel Erfahrung mit so leistungsstarken Vierzylindermotoren, das ist ein Leichtes für uns. Intern herrscht bei Kawasaki die Meinung, dass, wenn Ducati mit diesem Motorrad nächste Saison weitermacht, wir auch so eine Maschine brauchen. Wir sind nicht in der Meisterschaft, nur um dabei zu sein.»

Wie erklärt ihr eurem vierfachen Weltmeister Jonathan Rea, dass ihr ihm momentan kein Motorrad bieten könnt, mit dem er gewinnen kann? «Er versteht die Situation», sagt Yoda. «Ducati hat diese MotoGP-Maschine gebracht, die einem MotoGP-Fahrer zusagt. Ein solches Bike zu fahren, ist nicht so einfach. Bautista kontrolliert sein Motorrad sehr gut, die anderen Piloten straucheln. Die 1200er hat mehr Fehler verziehen. Bautista ist ein guter Fahrer, das weiß ich zu schätzen. Er fuhr in der MotoGP-WM mit einem alten Motorrad in die Top-6. Ihn auf dieser MotoGP-Maschine zu schlagen, ist nicht einfach. Wenn wir ein Motorrad mit ähnlichem Konzept bringen, dann können wir Bautista und Ducati schlagen.»

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